Corona Homeschooling und ich

Vor einer Woche fing es an. Innerhalb einer Stunde entwickelte ich Montagabend hohes Fieber >39 Grad und hustete, als hätte ich einen Sack Kieselsteine verschluckt, der nicht mehr aus meinem Körper hinauskonnte. Am Dienstag lag ich komplett flach. Ich, Mutter und somit immer nur teilzeitkrank (wer schaut sonst zu den Kindern?!), war komplett ausser Betrieb. Mein Mann ist ja zum Glück auch im Homeoffice und kümmerte sich um alles. Andere Symptome ausser Husten und Fieber hatte ich nicht. Aber die richtig! Zum gleichen Zeitpunkt hatte bei uns im Kanton Aargau unter Corona endlich das Homeschooling begonnen.

Nun macht einen diese Kombination von Husten und Fieber aktuell nicht gerade fröhlich. Ich bekam Panik, ob ich Corona haben könnte. Bereits Mittwochvormittag konnte ich zu meinem Arzt gehen.

Corona Homeschooling
Mit Verdacht auf Corona im Wartezimmer beim Hausarzt.

Ab zum Corona Test

Zuerst wurde mir von der MPA in Schutzanzug und Maske kapillär Blut entnommen (der «Fingerpieks»), dann kam die Ärztin, ebenfalls in Schutzanzug und Maske. Da ich keine Atemnot hatte, meinte sie, dass es kaum Corona sei. Ihre bisherigen Fälle hätten ALLE Atemnot gehabt. Aber man wisse ja nie. Ausserdem hatte der Bund zu diesem Zeitpunkt soeben verfügt, dass neu ALLE Patienten mit Husten auf Corona getestet werden. Sie machte also einen Nasenabstrich bei mir. Ganz ehrlich: Ohne Indikation mache ich den kein zweites Mal. Fragt nicht.

Das Testergebnis am Freitag: NEGATIV.

Bis zu diesem Zeitpunkt befand ich mich in Selbstisolation – und mit mir die Kinder, die nicht mehr mit den Nachbarskindern spielen durften.

Kein Corona. Ist das nun gut oder schlecht? Jedenfalls hindert es meinen Körper nicht daran, seit sieben Tagen voll fett krank zu sein. Ich habe seit sieben Tagen Fieber und huste seit sieben Tagen. Mittlerweile kriege ich beim Husten auch keine Luft mehr. Aber hey, so ist das nunmal, wenn man Mama ist: Krank sein gilt nicht. Höchstens es wäre Corona.

Und so kämpfe ich heute Morgen mit Corona und Homeschooling und meiner Zehnjährigen, weil sie die Matheaufgaben nicht gleich versteht (sie ist gut in Mathe!) und deswegen komplett austickt. Mein Mann hat heute Morgen wichtige Sitzungen, sonst übernimmt er jeweils einen Grossteil der Kinderbetreuung. Nur heute geht das nicht. Das Kind brüllt sich in Rage, als wäre sie in den Terrible Twos und nicht in der Corona-Zeit gefangen. Nach über einer Stunde ist der Spuk vorbei, das Kind ist erschöpft, ich auch. Mein Fieber steigt wieder.

Um 12.30 Uhr ist ein Telefoninterview angesetzt. Nach dem Mittagessen mache ich keine Pause und rufe sofort die Professorin an, die ich befragen soll. Sie hat den Termin vergessen. Wir verschieben das Interview deswegen auf morgen (erst nachher stelle ich fest, dass ich zu dem Zeitpunkt Redaktionssitzung habe, mein Gehirn ist Gemüse! Flugs also den Termin der Redaktionssitzung switchen, verdammter Scheiss).

Corona und Homeschooling my ass

Endlich kann ich etwas arbeiten. Um 14 Uhr steht die Tochter vor mir, Homeschooling und so, ich soll ihr zeigen, wie man eine Mind Map macht. Ich nehme mir Zeit für sie. Aber meine Erklärung passt ihr nicht, wie so oft, sie will es anders machen. «Nur zu, es ist ja auch Deine Mind Map», ermuntere ich sie ohne jeglichen negativen Unterton. Als sie 15 Minuten später vor mir steht, habe ich ein Déjà-vu. Sie brüllt und weint, weil ihr das Resultat ihrer Mind Map nicht gefällt. Korrekturen nimmt sie nicht an. Dass ich es gut finde, nimmt sie nicht an. In meinem Gemüse-Gehirn macht es TING-TING-TING-TING!!!!, aber ich reisse mich zusammen, wie schon die ganze fucking scheiss Corona-Zeit hindurch. Ich bin die Mama, ich kann das ab. Ich weiss, warum mein Kind so ausflippt. Die Peer group, die Schule, die Lehrer fehlen. Sie meint nicht mich, ich weiss das. Aber warum muss ich trotzdem als Kack-Boxsack herhalten?! Schon als wir unsere Kinder nach der Geburt in die Arme gelegt bekamen, wussten wir, dass sich von nun an alles um sie drehen würde, und dass es gut so war. Aber manchmal denke auch ich einfach: SCHEISS DRAUF!!!

Ich habe Fieber, ich habe Husten, ich habe Kinder und einen Job, die ich alle unter einen Hut bringen muss. Es interessiert keine Sau. Morgen fängt wieder alles von vorne an.

PS Wenn es dann ab 11. Mai wieder ab in die Schule geht, werde ich DAS DA wieder erleben.

 

4 thoughts on “Corona Homeschooling und ich

  1. Liebe Severine,
    bitte verstehe es nicht als Kritik, sondern als besorgten Hinweis wenn ich sage: „Wer 7 Tage Fieber hat, sollte nicht arbeiten“. Das gilt auch für Selbständige, und ich kenne das, denn meine Mutter war ebenfalls selbständig. Pass auf dich auf und mach langsamer.
    Gute Besserung, von Herzen!
    Katrin

  2. ja der verdammte husten – der kommt mir doch bekannt vor. ich hatte in meinem leben nur 3x ne grippe aber dafür regelmässig einen schlimmen husten der mich für wochen quält. bin richtig froh dass er in diesem jahr noch nicht zugeschlagen hat – sonst hätte ich wohl auch coronapanik 🙂
    wenn man hustet und sterne sieht – ist das immer wieder ein komisches gefühl. gott sei dank kann man nur in seltenen fällen die lunge raushusten, dafür ist sie zu festgeschraubt 🙂

    gueti besserig

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